2018
Ines Goldbach
Kunsthaus Baselland, Muttenz
Vorwort (zum KATALOG)
Daniel Göttin ist mit dem Kunsthaus Baselland eng verbunden. 1998 richtete er hier eine grosse Einzelausstellung ein, in Gruppenausstellungen wie der Regionale taucht sein Name auf, und auch innerhalb der Basler Kunstszene sind sein Name und vor allem seine Person nicht wegzudenken.
Zusammen mit seiner Partnerin Gerda Maise, ebenfalls Künstlerin, betreibt er seit fast zwanzig Jahren den Kunstraum Hebel_121. Beide halten seit Jahrzehnten durch ihre Präsenz an Kunstorten in der Stadt den Kontakt zur aktuellen Kunstszene aufrecht. Der stets offene, neugierige und kluge Blick auf Daniel Göttins Umfeld ist nicht allein mit seinem steten Austausch vor Ort zu erklären. Vielmehr scheint er mit der ganzen Welt verbunden. Regelmässig wird er von internationalen Künstlerkollegen zu verschiedenen Ausstellungen eingeladen, reist mit seiner Partnerin unter anderem nach Japan, hat Ausstellungen in Europa, Australien oder in den USA.
2017 wurde er im Rahmen der Jahresaussenprojekte des Kunsthaus Baselland eingeladen, das grosse Aussenbanner für rund 12 Monate zu bespielen. Ein Kunstraum der besonderen Art – immens in den Ausmassen, 24 Stunden Tag und Nacht präsent im öffentlichen Raum. Es steht die Idee dahinter, Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Generationen aus der Region Basel für dieses Projekt zu gewinnen und ihnen eine Präsenz zu ermöglichen, die einen längeren Zeitraum beschreibt, als ein Werk üblicherweise in einer Ausstellung zu sehen ist.
Was zeichnet das Projekt aus, das Ausgangspunkt und auch Initialzündung für die vorliegende Publikation war und auf anschauliche Weise das Schaffen und den künstlerischen Prozess von Daniel Göttin wiedergibt? Hinsichtlich Material ist es oft sehr wenig, was der Künstler einem Ort hinzufügt: Mit vornehmlich schwarzem Klebeband wird auf eine vorgegebene Architektur oder einen Gegenstand reagiert. Seine Kunst kann immer und überall entstehen, und die Lineaturen oder auch der Charakter eines Raumes oder eines Objekts werden akzentuiert. Meist arbeitet Daniel Göttin mit dem Vorhandenen, dem er etwas Spezifisches hinzufügt und der Situation dadurch eine spezielle Sichtbarkeit verleiht. Wie Göttin diese besonderen architektonischen Situationen findet, die ihm Ausgangspunkt für Arbeiten und künstlerische Interventionen sind, ist einfach zu erklären: Er sieht sie. Mit wachem Auge begibt er sich auf Spurensuche, zeichnet, fotografiert, plant im Kopf bereits das eine oder andere, sieht Linien, Raster und Systeme, wo andere auf Anhieb vielleicht nur Wände und Böden erkennen. Die Kunst von Daniel Göttin ist daher vielerorts zu Hause und spricht eine internationale Sprache – möglich ist sie immer, überall, 24 Stunden täglich.
Ines Goldbach