o.T., 1994
4 Teile
Acryl, Lack auf MDF

Jahresausstellung
4. Dezember 1994 – 8. Januar 1995
Kunsthalle Basel/CH

NEW YORK TAPE 1, 1994
Adhesive tape on wall
Private collection, New York/USA

TAPEINSTALLATION, 1994
Textilklebeband auf Wand,
80cm/210cm
Privatsammlung Basel/CH

BODENOBJEKTE, 1994
Galvanisiertes Blech abgekantet
4x 3cm/40cm/40cm
3x 4cm/40cm/40cm
2x 6cm/40cm/40cm
1x 12cm/40cm/40cm

LA 12
Hermann Maier-Neustadt, Silvia Schreiber, Atsuo Hukuda, Christoph Haerle, Daniel Göttin
16. September – 9. Oktober 1994
Neue Galerie im gotischen Stadel, Landshut/D

RAUMINSTALLATION, 1994
Textilklebeband auf Wand, Transparentklebeband zwischen Stützen gespannt
20. August – 2. Oktober 1994
Shed Eisenwerk, Frauenfeld/CH
Sommeratelier 1994, unterstützt von Kurt Huber und René Antoniol, Dipl. Architekten BSA SIA AG

Was zu sehen ist kann schnell beschrieben werden, aber erfordert weit mehr Zeit es in seinen Hinweisen und Ereignissen zu erfassen: an den Außenwänden schwarzer Klebestreifen, 2.5 cm breit als Linien aufgeklebt, ihr Abstand bezieht sich auf die zweite Klebearbeit hier im Raum: den Transparentstreifen Körper im Innenraum, aus Klebestreifen im Maß von 5 cm Breite, ihr Abstand: das Maß der schwarzen Klebestreifen. Ausgespart in der Klebung der Wand wurde alles, was schon Relief ist oder was eigentlich durchsichtig wäre, so wie die weiß übermalten Sichtbausteine dort drüben. Regelbruch, oder aber Spielerisch aber auch Inkonsequent könnte man dies nennen. Die Wandstreifen sind Relief, lösen aber auch die Flächigkeit und Geschlossenheit der Wand durch visuelle Schnitte auf, die Klebestreifen im Innenraum bilden einen Körper, visuell aber sprechen sie vor allem von Durchsichtigkeit und Leichtigkeit. Zwei große U-Formen, die sich mit elementaren Raumbedingungen auseinandersetzen: der Wand, der Abgrenzung von einem Innen und Außen und dem Volumen, das durch Wände entsteht, gefaßt werden. Sichtbar ist auch die Verbindung von Horizontal und Vertikal, Wände werden horizontal betont, aufgebaut und es entsteht Vertikalität. Architektur? Klingt einfach, ist einfach zu lesen, kennen wir alle.

Seine Installation betrifft den Raum grundsätzlich. Räume interessieren Daniel Göttin: mit ihnen erreicht er das Erleben der Menschen, ihre Befindlichkeiten, ihre Veränderungen. Räume, gemeint sind architektonische Räume, sind von Menschen gemacht. Er bezieht sich also mit seiner Kunst schon auf die Kulturleistung: nicht den Naturraum oder die kulturell geprägten Raumbeziehungen, die Menschen in ihren Kontakten definieren, pflegen, erwarten. Er zielt auf die Architektur als Form, und ihre Grundlagen: Maß, Zahl, Proportion. Elementare Bedingungen gebauter Formen.

Elementares gilt immer schon, und im Bereich der Kunst vor allem seit der Moderne, als Ausdruck objektivierter Zustände, objektivierter Aussagen. Regel, die wir erkennen, wiedererkennen können, die zum Repertoire unserer Erkenntnismöglichkeiten geworden sind. Entscheidend bleibt aber immer wie das Individuum mit diesem Vokabular operiert und deshalb ist gerade das Elementare der Ort, wo sich subjektives Erleben deutlich äußern kann.

Seinen Installationen überführen den architektonischen Raum in neue, ungewohnte, das Vertraute des Raumes brechende Bereiche. Seine Kunst ist aber nicht ausschließlich Raumkunst, Annäherung an die Architektur, Identifizierung des Vorhandenen. Sie ist visuelle Kunst und sie zielt auf eine Differenzierung des Alltäglichen, indem sie auf ihre Anwesenheit im Raum als absoluten Selbstzweck verweist. Die Wiederholung des Bekannten ist auf den Raum direkt angewandt: konstitutive Elemente der Architektur sind wiederholt: Wand, Raumvolumen, Visualität, Begrenzung. Diese Elemente werden aufgehoben und formuliert: die Wand wird ornamental und visuell zerschnitten, der neu gesetzte Raum ist aber visuell leichtfüßig, transparent. Malerei ist sichtbar und gleichzeitig Relief, Plastik ist Wand und ohne Masse. Ein freches Spiel mit den Bedingungen der Medien, der Auflösung bekannter Erlebnisse von Kunst und Ausstellungsraum.

Wie schon gesagt, was hier zu sehen ist ist schnell beschrieben: Streifen und Räume kennen wir alle. Aber die Verschiebung, die der Raum durch Daniel Göttins Eingriff erfährt schafft Differenz zum Alltag. Der Unterschied zum Bekannten ist so gering, daß das Ereignis des Werkes zum Betrachter, zur Betrachterin überschlägt. Das Ereignis findet in der Wahrnehmung selbst statt: im Erkennen des Charakters des Raumes auf andere Art, in der Wahrnehmung neuer Details, veränderter Stimmungen, veränderter Positionen.

Beatrix Ruf, Katalogtext

© Marius Sax, ThurgauerVolkszeitung 19.8. 1994

PORTRAIT – GEGENPORTRAIT, 1994
Portraitbild – Textilklebeband auf Wand

Klassentreffen
Fachklasse für freies räumliches Gestalten Basel 1984-1988
29. Mai – 26. Juni 1994
Villa Aichele, Lörrach/D